Sagen und Geschichten aus dem Salzburger Land

Der Schatz im Georgenberg

Einst soll auf dem Georgenberg ein prächtiges Schloss gestanden haben, welches von einer verschwenderischen Dame bewohnt wurde. Die Verschwendungssucht der Adligen sollte jedoch nicht unbestraft bleiben: Eines Tages kam ein furchtbarer Sturm auf und zerstörte das Schloss unter dessen Trümmern die Dame begraben wurde.

Sodenn kam der Teufel und riss eine riesige Truhe reich gefüllt mit Edelsteinen sowie Silber und Gold an sich. Da die Truhe jedoch so schwer war, dass der Teufel sie nicht mit in sein Reich nehmen konnte, versteckte er sie im Inneren des Georgenbergs, wo sich ein dunkler See befinden soll. Auf dem See treibt die Truhe seitdem, bewacht durch einen Hund mit glühenden Augen, der auf ihr ruht und die Schlüssel in seiner Schnauze hält.

Man sagt, dass der Georgenberg sich Schlag Mitternacht an einer geheimen Stelle öffnet und die Truhe samt Hund ans Ufer treibt. Wer mutig genug ist, kann dem Hund die Schlüssel nehmen und den Schatz mit nach Hause nehmen! Bis heute hat jedoch kein Mensch die geheime Öffnung gefunden...

Die Kühschwalb und das Tor zur Anderswelt

Dass man das Gefühl hat, man betrete eine andere Welt, wenn man in die Kühschwalb wandert, das kennen wir nur zu gut. Denn die angenehme Stille, die nur von den Geräuschen der Natur oder den eigenen Schritten im saftigen, grünen Gras durchbrochen wird, scheint nichts mit der sonst so hektischen Welt, die wir aus unserem Alltag kennen, zu tun zu haben.

Die natürliche Schönheit und die Abgeschiedenheit der Kühschwalb wussten auch schon die Kelten zu schätzen. Für sie soll das Gebiet ein heiliger Ort gewesen sein, denn hier grenzten Dies- und Jenseits aneinander. Das Jenseits wird in der keltischen Mythologie als "Anderswelt" bezeichnet. Die Anderswelt liegt außerhalb von Zeit und Raum und wird von mystischen Wesen und Gottheiten bewohnt. Auch Sterbliche gelangen nach ihrem Tod in diese Welt. Im Gegensatz zu anderen Auffassungen des Jenseits kann die keltische Anderswelt jedoch unter bestimmten Bedingungen auch von den Lebenden betreten und wieder verlassen werden.

Und was hat das mit der Kühschwalb zu tun? Der Lochstein, der sich neben der 1973 errichteten Hubertuskapelle befindet, soll das Portal zur Anderswelt kennzeichnen. Er markierte somit eine Tabuzone für die Kelten, denn ab hier soll die Berggötting Gula geherrscht haben. Dieses "Herrschaftsgebiet" zieht sich bis zum "Wilden Freithof", ein schutterfülltes Kar an der Göll-Ostwand. Und auch um die Entstehung dieser kargen, verlassenen Gegend gibt es eine spannende Sage:

Wie der Wilde Freithof entstand

Vor langer Zeit soll hier eine prächtige Alm gewesen sein, die von mehreren jungen Sennern bewirtschaftet wurde. Reich war die Alm und so haben die Senner mit ihrem Reichtum reichlich geprotzt. Den Platz vor der Hütte haben sie mit Käselaiben gepflastert und mit Butterknollen Ballspiele gespielt. Der „lange Sepp“ hat aber nun das Fass zum Überlaufen gebracht: er badete in einem Brunntrog voll süßem Rahm. Daraufhin fegte ein gar schreckliches Unwetter drei Tage lang über die Alm. Alles wurde zerstört und dort, wo die Alm einst stand, dehnt sich heute die Felswüste des “Wilden Freithof“ aus.

Die Sage vom Kuchler Loch

Aus Kuchler Sicht befindet sich „hinter“ dem Göll-Massiv - auf bayrischer Seite - der Königssee. Im Königssee soll sich eine sagenumwobene Höhle befinden, die nur bei niederem Wasserstand sichtbar wird. Bei dieser Höhle handelt es sich um das Kuchler Loch. Warum? Man sagt, dass durch die Höhle der Schwarzenbachfall gespeist würde, sprich das Wasser direkt aus dem Königssee käme. Wirft man also Sägespäne in das Loch, kämen sie auf der anderen Seite des Berges beim Schwarzenbach-Fall zwischen Golling und Kuchl (besser bekannt als Gollinger Wasserfall) wieder heraus, so die Legende.

Es wird außerdem erzählt, dass ein Wassergeist in den Klüften beim Kuchler Loch sein Unwesen treibt und die Seelen aller im Königssee Ertrunkenen unter Tontöpfen festhält. Erst, wenn es einem Menschen gelingen würde in das Reich des Wassergeists einzudringen und die Töpfe umzuwerfen, wären die Seelen frei und könnten in die ewige Ruhe gehen.

 

Der Teufel und die Römerbrücke

An der Grenze zwischen Kuchl und Bad Vigaun fließt der Tauglbach. Das Kiesbett dieses Wildflusses lässt sich auch gut überqueren, sodass man vom einen zum anderen Ort kommt. Dort aber, wo der Fluss in einer tiefen Schlucht fließt, ging die Querung nicht so einfach. Eines Tages sollte also über die Schlucht der Taugl eine Brücke errichtet werden. Doch man sagt, dass nur der Teufel selbst so ein Meisterwerk errichten konnte. Daher baten die Menschen ihn um Hilfe. Aber der Teufel wäre ja nicht der Teufel, wenn er seine "gute Tat" nicht an eine Bedingung knüpfen würde. So hat die schwangere Müllerin der damaligen Mühle dem Teufel das Versprechen gegeben, ihm ihr Kind zu schenken, wenn die Brücke vor der Geburt fertig gestellt würde. Bevor jedoch der letzte Stein eingefügt war, hat die Müllerin ihr Kind geboren. Der Teufel war sehr erzürnt und ärgerte sich fürchterlich, denn er fühlte sich um das Kind betrogen. Also forderte er das erste Lebewesen, dass die Brücke überqueren sollte. Die Müllerin jedoch war schlau und so jagte sie eine Katze über die Brücke. Der Teufel tobte und wütete. Außer sich vor Zorn über den Betrug warf er den letzten Stein, der fehlte, um die Brücke fertigzustellen, in die Schlucht. Und wenn Sie auf einer gemütlichen Wanderung entlang der Lebensader Taugl von der Römerbrücke in das Flussbett hinunterschauen, sehen Sie den Teufelsstein noch heute dort liegen.

 

Das Kerzenwunder

Severin kam zu einer Zeit nach Kuchl, wo bereits ein Teil der Bevölkerung christianisiert war, jedoch auch ein erheblicher Teil noch heidnischen Bräuchen anhing. Severin ließ die Kuchler Bevölkerung zum Gebet zusammenkommen und jeder musste eine Kerze mitbringen. Während des Gebets wurden die Kerzen der Rechtgläubigen auf wundersame Art entzündet, während die der Götzenanbeter nicht brannten. So erlangten auch die Götzenanbeter die Erkenntnis der wahren Religion.

Das Heuschrecken-Wunder

Zur Zeit, als Severin in Kuchl weilte, soll eine fürchterliche Heuschrecken-Plage die Gegend heimgesucht haben. Die Bauern fürchteten um ihre Felder und die Ernte. Der Hl. Severin hieß die Bauern, sich in der Kirche zum Gebet zu versammeln. Bis auf einen Ungehorsamen folgten alle diesem Aufruf. Wie durch ein Wunder wurden die Felder aller Bauern verschont, bis auf ein einziges: Jenes des Bauers, der statt dem Gebet zu folgen versucht hatte, die Heuschrecken vom Feld fern zu halten.